Saint Agnes:
Willkommen in Silvertown, wo Helden und Stricher, Hexen und Heilige gesetzlose Strassen durchstreifen und nach Ärger suchen. Ein innerstädtisches Wildwest-Badland, das nördlich der Themse aus der Karte leuchtet, wo Gott und Teufel einen ewigen Krieg führen und die Death Or Glory Gang schwarze Pferde reiten, einer für alle und alle für einen.
Zumindest spricht Saint Agnes, Londons fesselndste neue Blues-Noir-Giganten, von diesem vergessenen, heruntergekommenen Stück East London im Schatten des London City Airport. Ein versunkener Sumpf von Docklands Verfall, in dem sich Kitty Arabella Austen – rätselhafte Sängerin, aus London über eine Kindheit in einem Ein-Pferde-Dorf im ländlichen Spanien – und Mitstreiter Jon James Tufnell 2014 in Kitty’s schmutzigen Studentengrabungen verbargen und ihre Visionen von einer ganz anderen Silvertown hatten.
Velvet Two Stripes:
Vielleicht sollten wir Jack White dafür danken, dass er den Geist des Blues Rock in den letzten 15 Jahren in die Gegenwart gebracht hat und damit die Bedeutung eines der ältesten aller Rockmusik-Genres teilt. White ebnete den Weg für Bands wie The Kills, Yeah Yeah Yeah Yeah Yeahs und Deap Vally. Alle mit charismatischen Frauen direkt an der Front, die die Gebiete zwischen Garage, Blues, Fuzz Rock und Riot Grrrl Punk erobern, ein Gebiet, in dem seit kurzem eine neue, aufregende Band ihren schiefen Van parkt: Velvet Two Stripes.
Ihr neues Album “Devil Dance” markiert einen Quantensprung für Velvet Two Stripes. Die Band rockt jetzt viel härter, die Riffs sind größer und schärfer. Dies, so geben sie bereitwillig zu, könnte die Erfahrung sein, eine Bühne und ein Gespräch mit Rival Sons zu teilen, eine Band, die sie schon lange bewundert hatten. Gleichzeitig sind ihre Melodien eingängiger und ihre detailreichen Arrangements subtiler geworden. Die Highlights sind vielfältig. Da ist der fröhliche Rock’n’Roll von “Gipsy” oder “Somebody’s Fool”, aber auch das trickreich synkopierte, bitter-süße “Chicago Sun”. Auf die dunkelschöne “Lizard Queen” folgt das grandiose Riffing von “Madeleine”. “Sister Mercy” beschwört mit seinem ostwärts klingenden Solo den Geist von Led Zeppelin. “12 o’clock Burn” bringt das Album schließlich zu einem packend melancholischen Abschluss mit einem traumhaften Bluesgroove.